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Phänomen «Boysober»US-Komikerin datet ein Jahr lang keine Männer

Die US-Komikerin Hope Woodard will sich ein Jahr lang auf keine Beziehungen einlassen. Auf Instagram und Tiktok steigen ihre Followerzahlen rasant.

Ende November erwähnte sie das Wort in einem Tiktok-Video. Im Januar teilte die US-Komikerin Hope Woodard dann den Namen ihres neuen Bühnenprogramms online, «Boysober» heisst es. Wörtlich übersetzt: Jungsabstinent.

Drei Monate später ist daraus eine kleine Bewegung geworden.

Die «New York Times» brachte im Februar einen Artikel, in dem Woodard erklären konnte, was sie mit Boysober meint. Ein Video, in dem sie den Begriff selbst erläutert, wurde über 1,2 Millionen Mal abgespielt – auf Social Media folgen der 27-Jährigen inzwischen über eine halbe Million Menschen, Tendenz stark steigend. Allein auf Instagram hat Woodward seit Anfang Jahr 100’000 Follower dazugewonnen.

«Noch nie so glücklich»

Hope Woodard hat sich vorgenommen, sich 2024 auf keine Beziehung mit einem Mann einzulassen, ein Jahr lang «boysober» zu sein, wie sie es nennt. Ihre Regeln: «Keine Dating-Apps, keine Ex-Freunde, keine Dates, keine Situationships.» Damit trifft die Komikerin einen Nerv, gerade bei der Tiktok-Nutzerschaft – nicht nur mit dem Begriff «boysober», den sie sich mit ihrer Schwester ausgedacht hat, sondern mit der Idee, für eine Weile beziehungsabstinent zu leben.

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Über 7 Millionen Aufrufe haben Beiträge mit dem Hashtag #boysober auf Tiktok bisher generiert. Junge Frauen erklären in den Videos, dass sie «noch nie so glücklich waren». Das Phänomen zeigt auch, was für steile Karrieren neue Begriffe auf Social Media hinlegen können, wenn sie etwas benennen, was bis anhin keinen Namen oder – im Fall von boysober – keinen griffigen Namen hatte. Denn letztlich bedeutet boysober nichts anderes als die wesentlich sperrigeren Begriffe sexuell abstinent, freiwillig single oder zölibatär.

Und warum ist die Idee so erfolgreich?

Woodards Selbstversuch fällt in eine Zeit, in der junge Menschen starre Paarkonstrukte generell hinterfragen und in Beziehungsfragen mehr experimentieren – sie leben in offenen Beziehungen, polyamor, legen als Paar Sabbaticals ein. Oder bleiben selbst gewählt enthaltsam für eine Weile. Dabei stellen viele die persönliche Entwicklung in den Vordergrund, ohne Ablenkung und möglicherweise schlechten Einfluss von anderen.

Für mehr freien «Brain Space», wie Hope Woodard es nennt: Dating-Apps sind tabu, wenn man boysober lebt.

Boysober ist bisher ein heterosexuelles Phänomen, obwohl Woodard der «New York Times» erklärte, dass für sie der Begriff die Abstinenz von Beziehungen zwischen allen Geschlechtern umfasse. Es sind Frauen, die sich dafür entschliessen, boysober zu bleiben, während viele junge Männer darüber klagen, unfreiwillig single zu sein. Hier zeigt sich ein Gender-Gap beim Dating.

Dabei erwähnen viele Frauen, auch Hope Woodard, dass sie sich von «toxischen Beziehungsmustern» lossagen wollen, dass sie mit Männern zusammen gewesen seien, die ihnen nicht gutgetan hätten.

Woodard selbst legt die Regeln nicht allzu strikt aus

Die Beliebtheit des Begriffs lässt vermuten, dass im ständig verfügbaren Onlinedating-Angebot einigen Menschen die Lust am Daten abhandenkommt. Er passt damit zu den Studien, wonach junge Menschen weniger Sex haben – wer sich selbst für boysober erklärt, hat damit gleich die Legitimation, keinen Sex haben zu müssen.

Die deutsche Zeitung «Welt» sieht zudem einen spezifisch US-amerikanischen Aspekt. Seit in den USA vielerorts die Abtreibungsrechte verschärft wurden, haben ungewollte Schwangerschaften für junge Frauen weitreichendere Konsequenzen. Damit stehen sie Sex kritischer gegenüber.

Hope Woodard gibt in ihrem aktuellen Bühnenprogramm monatliche Updates, wie es sich boysober lebt, online in unregelmässiger Kadenz. Sie sei seit Kindergartenalter fast immer in Beziehungen gewesen, sagt sie da, jetzt sei es Zeit, auf sich selbst zu fokussieren. Sie schätze ihre Freundschaften mehr und habe gelernt, allein zu sein.

Dabei legt Woodard selbst ihre Regeln nicht allzu strikt aus. Sie schliesst gelegentlichen Sex nicht komplett aus, und auch ein Nachtessen mit einem Mann liegt durchaus drin. «Ich will nicht so tun, als ob Männer nicht existieren. Es geht gerade darum, dass ich mich um Männer herum wohlfühle und meine eigenen Grenzen nicht überschreite.»

Wie es nach einem Jahr Jungsabstinenz weitergeht, ist dann wieder eine neue Geschichte.