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Sommerferien 2024Klimawandel treibt Schweizer Reisende in den Norden

Island gehört bei Schweizer Reiseveranstaltern zu den gefragtesten Destinationen für Sommer 2024: Tourist bei der Snaefellsnes-Halbinsel.

«Coolcation»: Reisetrend in Zeiten des Klimawandels

Sommerferien bedeuten für die meisten Menschen: Strand, Sonne, Süden. Doch dieses Ideal wankt, denn die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Ferienmonate in den Mittelmeerländern ungemütlich heiss werden.

Tatsächlich war der vergangene Sommer global der heisseste seit Messbeginn. In Spanien, Sardinien und Griechenland wurden Temperaturen von über 40 Grad gemessen, ein Waldbrand auf der Ferieninsel Rhodos führte zu einer Massenevakuierung. Touristinnen und Touristen aus der Schweiz berichteten, wie sie ihre Tage um die Hitze herum organisierten oder sogar kurzfristig umbuchten. In Barcelona ist Wasser gegenwärtig so knapp, dass man sich fragt, ob es für Touristen und Einheimische reicht.

Und nun planen viele Menschen neu: Sommerferien in kühleren Gegenden der Erde werden immer beliebter. Es ist einer der grossen Reisetrends für 2024 – und er dürfte sich mit dem Klimawandel in den kommenden Jahren verstärken. Das Magazin «Traveller» hat dafür einen neuen Begriff kreiert: Coolcation, zusammengesetzt aus «cool» und «vacation».

Stand der Süden früher für wärmende und dauersonnige Auszeiten, lautet das neuerdings verlockende Versprechen der nördlichen Länder: garantiert hitzefrei.

Maximal 25 Grad: Die beliebtesten Ziele

In nördlichen Ländern werden eher Aktivferien gemacht: Der Fluss Skógá auf Island.

Eine Studie von Booking.com ergab, dass über die Hälfte der Befragten den Klimawandel bei Reiseentscheidungen für 2024 berücksichtigen, wobei viele kühlere Reiseziele bevorzugen. Die grossen Schweizer Reiseveranstalter bestätigen den Trend. «Wir spüren, dass Reisen in den Norden je länger, je beliebter werden», heisst es bei Hotelplan. Island, Schottland, Irland, Finnland, Norwegen, Schweden und Dänemark seien die Top-Destinationen. Mehr als 25 Grad sind hier im Juli und August nirgends zu erwarten.

Bei Kuoni steht Island zurzeit auf Platz 5 der gefragtesten Ziele für den Sommer 2024 – auch Lappland ist hoch im Kurs. Im vergangenen Halbjahr war der Norden Finnlands sogar die umsatzstärkste Ferienregion bei Kuoni, die Direktflüge aus der Schweiz wurden bis zum 21. September verlängert.

Ausserhalb Europas bieten sich auf der Südhalbkugel kühle touristische Ziele – etwa Argentinien oder Südafrika, wo die durchschnittlichen Höchsttemperaturen für die Sommermonate bei 15 bis 19 Grad liegen. Kosten und Aufwand für die Reise steigen bei diesen Destinationen aber deutlich, weshalb sie insgesamt weniger gefragt sind. Doch Kuoni legt auch bei Ferien in Argentinien klar zu. Hier spielt mit hinein, dass nach der Pandemie ein Nachholbedarf bei Fernreisen auszumachen ist.

Teurer Norden? Die Kostenfrage

Gutes-Wetter-Garantie gibts hier keine: Strandhaus an der Ostsee in Dänemark.

Fürs laufende Jahr steigen die Preise für Reisen innerhalb Europas weiter. Dabei werden Ferien sowohl in Skandinavien wie auch am Mittelmeer teurer, gemäss Kuoni ist mit rund 5 Prozent höheren Auslagen gegenüber dem Vorjahr zu rechnen.

Die Preisspanne für Ferien sei im Norden wie im Süden «erheblich», heisst es bei Kuoni. Die Angebote reichen von simpel bis luxuriös, von preiswerten Familienangeboten bis zu massgeschneiderten Individualreisen. Das Preisniveau ist aber durchaus vergleichbar.

Wer eine Woche in Mallorca oder Dänemark bucht, muss für Anreise und Unterkunft ähnlich viel budgetieren, auch Schweden hält mit den Mittelmeerpreisen mit. Schottland und Norwegen sind tendenziell etwas teuer, Island ist wegen seiner abgeschiedenen Lage als Hochpreisdestination bekannt.

Die freien Tage gestalten sich im Norden anders als beim südlichen Strandgelage: Dort würden die Touristen eher Rundreisen und Aktivferien machen, heisst es bei Hotelplan. Ausflüge und Aktivitäten können die Kosten höhertreiben.

Ist der Mittelmeertraum vorbei?

Am Nachmittag Gelato und zum Znacht Spaghetti: Strand in Kalabrien, Italien.

Bei Kuoni sinkt die Nachfrage nach Ferien am Mittelmeer. Allein seit 2022 ist der Anteil von 38 auf 33 Prozent geschrumpft. Doch nicht alle schwenken auf den Norden um: Aus ökologischen Gründen und weil es hierzulande wärmer wird, verbringen viele ihre Ferien auch in der Schweiz oder im Umland.

Und obwohl andere Destinationen beliebter werden, bleiben die Länder am Mittelmeer für die Sommerferien der Schweizerinnen und Schweizer vorerst trotzdem die Nummer eins. Mallorca, Kreta und Zypern sind bei Kuoni für Sommer 2024 am gefragtesten, Island kommt als erstes nordisches Reiseziel auf Platz 5.

Das Meer und die Aussicht auf ungetrübte Sonnenstunden bleiben für Menschen aus den Alpenländern die grosse Sommersehnsucht, und wer baden will, braucht in der Nord- oder der Ostsee bei Wassertemperaturen, die kaum über 20 Grad kommen, etwas Überwindung. Nicht zu unterschätzen: Für Ferien im Süden kann auch das Essen sprechen. Eine Journalistin des «Spiegels» erklärte ihre Vorbehalte gegenüber einer Coolcation in Dänemark so: «Ich hatte viel mehr Lust auf Pizza und Spaghetti Vongole als auf Pølser-Würstchen im Hotdogbrötchen.»