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Imke Wübbenhorst nach EklatDie Wutrede bereut sie – aber für Höflichkeiten fehlt ihr die Zeit

«Ich rede nicht gern um den heissen Brei herum»: Imke Wübbenhorst, Trainerin der Frauen des BSC Young Boys.

Imke Wübbenhorst, ich muss Ihnen gratulieren.

(lacht) Wozu? Wir sind im Cup bloss Zweite geworden.

Aber dass die Trainerin eines Schweizer Frauenteams in der «Bild»-Zeitung und auf Spiegel.de Schlagzeilen macht, das gelingt sonst keiner.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir das aufgrund eines Titels geschafft hätten. Und nicht mit einem Interview, das ich so nie hätte geben dürfen.

Sie haben auf SRF über die Finalgegnerinnen von Servette gesagt, sie seien «eine widerlich spielende Truppe, die einfach zusammengekauft ist». Ohne diese Aussagen würden wir jetzt kein Interview führen. Was sagt das darüber aus, wie in der Schweiz über Frauenfussball berichtet wird?

Es spricht nicht gerade für den Stellenwert des Frauenfussballs, dass ich unter normalen Umständen keine Interviewanfrage gehabt hätte vor dem Playoff. Und es spricht nicht unbedingt für die Medien, die hier klischeemässig reagieren, sobald etwas Sensationsmässiges geschieht.

Aber Sie haben schon ein Talent, mit Aussagen für Aufsehen zu sorgen. 2019 erhielten Sie in Deutschland den Preis für den Fussballspruch des Jahres, als Sie die Männer in Cloppenburg trainiert haben.

Das war etwas ganz anderes. Das geschah nicht aus den Emotionen heraus. Wenn man als Frau Männer trainiert, beleidigen einen viele Leute – oder sie machen blöde Sprüche. Ich wurde nach dem Spiel in der VIP-Loge von Sponsoren die ganze Zeit darauf angesprochen: «Ach Imke, jetzt siehst du die ganze Zeit schöne nackte Männer.» Und dann sagt man immer: «Ja, Jungs, ich lasse vorher meinen Co-Trainer reingehen, oder mein Physio sagt Bescheid, oder ich klopfe halt.» Aber das wollte niemand hören. Es hiess dann immer: «Imke, jetzt tu nicht so.»

Irgendwann wurde es Ihnen zu bunt?

Du denkst dir: Okay, sie wollen die normale Antwort gar nicht hören. Und dann habe ich irgendwann gesagt: «Ja klar, Jungs, ich bin Profi, ich stelle nach Schwanzlänge auf.» Um ihnen zu zeigen: So kriegt ihr mich nicht. Andere wären zur Ethikkommission gegangen. Ich habe sie mit einem Spruch mundtot gemacht.

Der Ausbruch nach dem Cupfinal war anders.

Ja, das kann man nicht vergleichen. Das war meine Art, mit der Enttäuschung umzugehen. Ich habe mit meiner Mannschaft einen langen Weg bestritten über zwei Jahre. Die Spielerinnen haben sich individuell so extrem entwickelt, wir haben als Mannschaft so zusammengefunden, wir hatten einen Plan. Dann kommt der Schnee und dann natürlich ein paar unglückliche Entscheidungen… Ich habe meine Masterarbeit über Schiedsrichterentscheidungen geschrieben, also in der Sportsoziologie. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass kein Schiedsrichter mit Absicht Fehler macht.

Sie sind nicht die Erste, die sich negativ zur Spielart und der Kaderzusammenstellung von Servette äussert. Die anderen tun es einfach diplomatischer oder hinter vorgehaltener Hand.

Es ist vielleicht typisch, dass ich diejenige bin, die Tacheles redet. Auch, dass ich kritisiert habe, dass es im Final keinen Videobeweis gab. Da heisst es dann vom Verband: «In anderen Ländern gibt es das auch nicht.» Dann mache ich ab jetzt also keine Analyse mit meinen Spielerinnen mehr, weil andere schlechter arbeiten als ich? Das kann doch kein Argument sein. Aber wie ich das alles gesagt habe, das war falsch. Und es war auch nicht in der Art, die den Werten eines Clubs wie den Young Boys entspricht.

Man könnte auch sagen: Ein Team wie Servette tut der Schweizer Liga gut. Weil die Spielerinnen Qualität haben. Und weil es mühsam ist, gegen sie zu spielen.

Diese Mannschaft ist mit allen Wassern gewaschen, das wollte ich eigentlich sagen. Und das ist es ja auch, was ich mir von meinen Spielerinnen wünsche: dass sie auch so abgezockt werden, dass sie auch so eklig spielen. Das hätte ich eloquenter ausdrücken müssen. Du kannst sagen, dass unsere Spielerinnen indirekt profitieren, weil sie mit diesen Widerständen umzugehen lernen. Aber man darf sich schon auch fragen, wo der Westschweizer Nachwuchs bleibt, wenn da Spielerinnen aus Portugal, Schweden, Marokko oder Litauen im Kader sind.

Ihr ehemaliger Co-Trainer bei YB hat über Sie gesagt: «Man weiss immer, was sie gerade über einen denkt.» Wie oft sind Sie mit Ihrer norddeutschen Art in der Schweiz schon angeeckt, wo man alles etwas in Watte packt?

Es gab Momente, in denen ich dachte: Ach, das war ja ein nettes Gespräch. Und Fabian Sanginés, mein damaliger Co-Trainer, hat mich aufgeklärt: «Nein, Imke, du wurdest gerade kritisiert.» Ich schätze das offene Wort und kann sehr gut Kritik annehmen. Das wird in der Schweiz weniger gewünscht. Da war Fabian zu Beginn mein Dolmetscher. Ich sage halt: Das ist Quatsch, das müssen wir abstellen. Und er hat der Spielerin gesagt: «Da hast du noch Potenzial.» Ja gut, hab ich gedacht, so kann man das auch sagen. Aber wir haben so wenig Zeit, um uns zu verbessern, dass ich nicht um den heissen Brei herumreden mag. Inzwischen wissen meine Spielerinnen, wie ich das meine, was ich sage.

Jetzt startet das Playoff in der Women’s Super League. Wie hat sich die Qualität der Liga in den zwei Jahren entwickelt, in denen Sie bei YB sind?

In der Schweiz kommen wirklich viele Talente aus dem Nachwuchs nach. Es wird in den Frauenfussball investiert. Wir bei YB werden immer noch von den Männern querfinanziert und sehr gut unterstützt. Es gibt mehr TV-Spiele, und wir sind in den sozialen Medien präsenter. Wenn die Menschen dann ins Stadion kommen, dann muss man eben auch auf dem Platz überzeugen mit Leistung und guten Fussball spielen. Und da denke ich schon, dass die Leute inzwischen zufrieden aus dem Stadion gehen, weil die Leistung stimmt.

Sie müssen also hohen Ansprüchen genügen. Gleichzeitig teilen Sie sich im Training ein Feld mit den Frauen des FC Bern. Stört Sie das nicht?

Ja, doch, manchmal werde ich böse. Wenn dann noch das Licht ausfällt und ich deswegen nur einen Viertelplatz habe. Aber mit dem Bau des neuen YB-Campus wird das sicher besser. Ausserdem können wir inzwischen auf der Allmend auf Rasen trainieren, das ist Gold wert. Und am Dienstag teilen wir uns halt das Feld mit dem FC Bern. Dann trainiere ich nicht Mannschaftstaktik, sondern viel Eins-gegen-eins. Da arrangiere ich mich.

Und Sie haben als ehemalige Bundesligaspielerin tatsächlich schon für die Frauen des FC Bern gespielt – in der 4. Liga.

Normalerweise trainiere ich beim FC Bern montags bei den Männern, bei der Ü-30. Die Jungs wollten, dass ich am Wochenende mitspiele. Da hab ich gesagt: Komm, internationaler Wechsel, holen wir meinen Spielerpass aus Deutschland. Darum ist meine Lizenz jetzt beim FC Bern. Ich sass auch zwei-, dreimal auf der Bank bei den Männern. Aber da gibt es richtig auf die Knochen. Und ich möchte am Montag noch gehen können. Aber als mich die Frauen gefragt haben, ob ich mal in einem wichtigen Spiel um den Aufstieg mitspielen würde, habe ich das gemacht.

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