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Kolumne «Fast verliebt»Wie man als Single-Frau glücklich ist und sich kein bisschen um Männer schert

Zu viel Billigprosecco: Claudia Schumacher.

«Danke», sagt eine Freundin am Telefon, als ich ihr zur neuen Wohnung und zur beruflichen Umorientierung gratuliere. «Mir tut das einfach gut», sagt sie, «auch das ganze ‹decentering men›.» «Decentering men»? Nie gehört, aber alles, was sich unsere Generation der Millennials ausdenkt – vom klimabewussten Konsum bis zur Polyamorie – hat meine trendsichere Freundin längst probiert, bevor ich es kenne. «Na, unsere Gesellschaft ist einfach sehr gut darin, romantische Liebe zum Hauptthema für Frauen zu machen», erklärt sie, «Bridget Jones und so.»

Oh ja, Bridget Jones: Ich erinnere mich. Vage. Und mit Kopfschmerzen, als wäre ich noch mal Teenie und hätte zu viel Billigprosecco getrunken. Es handelte sich um eine Buch- und eine Filmreihe, die in den Nullerjahren unheimlich populär waren. Für die Jüngeren: Bridget Jones war eine fiktionale Single-Frau über 30 — und himmelschreiend unglücklich. Also ging sie offensiv auf Männerjagd. Ein rückständiger Wahnsinn, den man damals feministisch fand.

Weil Bridget Schokolade zum Frühstück ass (frech!), wenige Pfund mehr auf den Rippen hatte, als normschön war (mutig!), und weil Cellulitis gezeigt wurde (grenzwertig!). Zum Glück hungerte sich die Darstellerin Renée Zellweger nach den Drehs blitzschnell auf anorektische 48 Kilo zurück, und alle Frauen konnten ihre Diättipps in Frauenzeitschriften nachlesen.

Auch wenn sich in der Zwischenzeit manches geändert hat, wirkt das patriarchale Märchen von der unglücklichen Frau, die nur ein Mann erlösen kann, weiter. Noch heute werden Frauen über 30 auf Familienfesten eher als Männer gefragt, wann sie Familie gründen, und als Frau allein im Restaurant wird man eher mitleidig angesehen. Jahrzehnt für Jahrzehnt penetriert der Neo-Hausfrauentrend in leicht verändertem Gewand Mädchenköpfe. Die aktuelle Version sind die Vanilla-Girls auf Tiktok und Instagram, die sich zu Hause in beigefarbenen Kleidern neben hellen Vorhängen inszenieren und sich den ganzen Tag um nichts anderes kümmern als um Frisur, Figur, Food, vielleicht ein Kind. Der Gatte ist arbeiten und bringt das Geld.

«Schau in den Spiegel»

Da klingt «decentering men» wie eine wohltuende Gegenbewegung: Frauen machen auf Social Media darauf aufmerksam, dass weibliche Männerfixierung irreführend ist, weil jeder Mensch sich nur selbst glücklich machen kann. Sie verweisen wie die Autorin Emilia Roig darauf, dass die Ehe — die noch immer als wichtigste Lebensform für Frauen gilt — oft ein System ist, das vor allem Männern dient.

Es geht dabei nicht um Männerhass: Viele der Influencerinnen sind heterosexuell und wünschen sich eines Tages eine glückliche Beziehung. Sie wollen ihr Leben aber nicht mit Warten verbringen, sondern leben, und dabei wollen sie selbst im Zentrum stehen. Oder um es mit den Worten der Autorin Byron Katie zu sagen: «Möchtest du die Liebe deines Lebens kennen lernen? Schau in den Spiegel.»