Um es vorwegzunehmen: Plastikabfälle in den Kreislauf der Wiederverwertung zu führen statt in die Verbrennung, wo lediglich Energie daraus entsteht, ist sicher sinnvoll. Es gilt, Ressourcen zu schonen. Dennoch wirft das Plastiksammeln Fragen auf.
Ergibt es Sinn, gesammelte Folien, Früchteschalen, Güeziverpackungen, Plastikbecher und Getränkekartons aus der hintersten Gemeinde im Berner Oberland zunächst mit dem Lastwagen zum Pressen nach Bern zu fahren? Und dann von dort – wieder im Lastwagen – weiter ins österreichische Lustenau zur Sortierung?
Von Lustenau gelangen die gereinigten Plastikschnitzel wiederum im Camion in die Schweiz zum Einschmelzen. Von Thun nach Lustenau sind es 250 Kilometer. Zwar könnte gemäss dem Betreiber des Projekts Sammelsack.ch in etwa drei Jahren im thurgauischen Eschlikon ein Sortierwerk in Betrieb gehen. Doch auch Eschlikon ist 200 Strassenkilometer von Thun entfernt.
«Vermeiden, Vermindern und Verwerten», führt der Marketingverantwortliche von Sammelsack.ch als Schlagwörter zur Ressourcenschonung ins Feld. Nach «Vermeiden» und «Vermindern» sucht man online unter Sammelsack.ch allerdings vergeblich.
Sammelsack.ch sei fürs Recycling zuständig, heisst es dazu, fürs Vermeiden und Vermindern hingegen die Industrie. Diese steht indes vor allem unter Druck, die bislang lausige Plastiksammelquote in der Schweiz zu steigern. Deshalb wurde 2023 die «freiwillige, privatwirtschaftliche Branchenlösung» RecyPac gegründet.
Solange rezyklierbar, seien Plastikverpackungen kein Problem, versucht die Herstellungs- und Verpackungsindustrie zu beschwichtigen. Doch Recycling kann nur ein Teil der Lösung sein. Ohne Vermeidung und Verminderung, ohne innovative Umstellung auf Mehrwegsysteme, wird die Plastikflut im Vertrieb von Lebensmitteln und Konsumgütern nicht abnehmen.
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Kommentar zum Plastikrecycling – Sammelsack kann nur Teil der Lösung sein
Recycling von Plastik allein ist nicht die Lösung. Das Vermeiden und Vermindern des Kunststoffs durch innovative Lösungen ist ebenso wichtig.