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Mamablog: Herausforderungen im SchulalltagIch geh nicht mehr in die Schule!

Was ist Gemaule, was echte Problematik? Unsere Autorin ist sich unsicher, ob sie eine echte Krise im Drama-Dschungel ihrer Kinder erkennen würde.

Was dich nicht umbringt, macht dich stark. So ein fertiger Blödsinn. Man kann auch mit gebrochenem Herzen oder geschrumpftem Selbstbewusstsein leben. Bei uns selbst rechtzeitig zu erkennen, dass wir an etwas nicht mehr wachsen, ist schon schwer genug. Ist der Job ein Lernfeld, oder macht er mich kaputt? Ist die Beziehung noch bereichernd, oder raubt sie mir Energie, die ich für anderes brauche? Ist mein Medienkonsum vertretbar, oder merke ich nicht, wie abgestumpft ich bin? Noch schwieriger ist es, solche Fragen für Menschen zu beantworten, in denen wir nicht mal stecken.

Wann wird aus Unlust Ernst?

Ein gewisses Mass an Unlust ist normal. Ich war auch nicht restlos begeistert von der Schule. Aber ab dem wievielten «Ich geh nicht mehr in die Schule!» müssen Eltern in die Gänge kommen? Was gehört in die «Da müssen alle durch»-Sparte? Ab wann sind Herausforderungen nicht mehr normal? Ab wann ist Verweigerung kein kindlicher Trotz mehr, sondern ein ernst zu nehmendes Anzeichen für Weissauchnichtwas?

Das Wettern gegen das Schulsystem ist derzeit unüberhörbar. Ich habe auch meine Bedenken und Fragen und muss dennoch zugeben, dass wir gern vom System und der Volksschule profitieren. Auch hier: Was ist Gemaule und was echte Problematik? Lehrpersonen erleben sicher eine ähnliche Gratwanderung. Sie sollten erkennen, wann intuitives Reagieren und nicht planmässiges Handeln erfordert ist, um echtes Leiden zu verhindern. Gleichzeitig braucht es klare Strukturen und einheitliche Massnahmen, damit der Laden läuft. Oft läuft der Laden nicht nur bitzeli, sondern ganz aus dem Ruder, und es liegt nur noch Schadensbegrenzung drin.

Ein paar unerklärbare Phasen, «Lämpen» mit Lehrpersonen und elterliche Sorgen waren auch bei mir dabei. Normal halt. Ich habe Erwachsene nie sagen hören, dass die Schule uns kaputtmacht. Unschooling fand statt, wenn der wunderbare Telefonalarm wegen Krankheit ausgelöst wurde. Homeschooling, wenn Läuse kursierten. Auf Privatschulen gingen die Mädchen in meinen Romanen, welche ich in der reichlich vorhandenen Freizeit verschlang. Mein Lieblingsmorgen war der, an dem ich schon um zehn aus hatte. Aber lassen wir das Früher-war-alles-besser-Gedöns.

Wenn der Leidensdruck zu gross wird, ist es Zeit zu handeln. Ja. Gut. Aber Leid einschätzen ist gar nicht so einfach. Weder für das Kind, das noch keine anderen Erfahrungen gemacht hat. Noch für die Eltern, weil ihre eigenen Emotionen mitmischen. Wenn mein Sohn, der denkt, man könne an Ufzgi sterben und man müsse mit einem angeschlagenen Zeh an Krücken laufen, verlautet, dass er die Schule hasst und auswandern will, klingeln bei mir noch keine Alarmglocken. Zumal die Krücken im hohen Bogen davonfliegen, sobald ein Freund mit Skateboard klingelt. Ich bin unsicher, ob ich eine echte Krise im Drama-Dschungel erkennen würde. Manche Eltern warten zu lange, und andere bauschen Frust und Ärger auf bis zum Punkt, an dem sie zu radikalen Entscheidungen gezwungen sind, die dann vielleicht mehr mit ihnen selbst zu tun haben. Beides will ich nicht. Ich würde barfuss zum Nordpol und wieder zurück wandern, wenn ich wüsste, dass es meinen Kindern hilft. Es macht mich fertig, dass ich nicht in ihre zerbrechlichen Herzen und die noch im Traumland hängenden Gehirne reinschleichen kann, um herauszufinden, was das Beste für sie ist.

Zwischen Idealismus und Frustration

An manchen Tagen möchte ich ins Schulhaus stürmen und Kopfnüsse verteilen. Dann stelle ich mir vor, wie ich 24 unterschiedlich begabte, geprägte und gestrickte Kinder nicht nur betreue, sondern ihnen auch noch etwas beibringe, und lösche die Ja-aber-Nachricht auf der Schoolfox-App schnell wieder. Ich übe, mich bei Rückschlägen zu fragen: Ist es schlimm oder schade? Schlimm erfordert Intervention, schade versuche ich abzuschütteln. Schade ist, dass die übermotivierte Lehrperson das Honigbrötli, das ich ausnahmsweise mitgegeben hatte, um dem demotivierten Kind den Tagesstart zu versüssen, in den Kübel geworfen hat. Ich bin schon für gesund. Cremeschnitte und Cervelat sind sicher kein idealer Znüni. Aber ich gehöre zu den megagemeinen Eltern, die immer nur Blévita und Äpfel im Angebot haben, während andere mit XL-Sandwichs, Kebabresten und geilen Minipics um sich werfen.

Schlimm ist… nein, lassen wir das. Vielleicht helfen ein paar verlatschte Floskeln. Du ja, sie werden alle ihren Weg machen. Die Schule ist halt kein Honigbrotschlecken. Irgendwie sind wir doch alle gross geworden. Schon besser.