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Streit über die StrategieKnall bei der Migros: Delica-Chef entlassen

Das neue Kaffeesystem der Migros namens Coffee-B ist keine Priorität des neuen Migros-Chefs mehr.

Wegen «unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Ausrichtung» hat die Migros sich auf Ende März von einem ihrer wichtigsten Manager getrennt. Raphael Gugerli war seit knapp drei Jahren Chef der Industrietochter Delica, die Schoggi, Kaffee, Biskuits, Snacks, Kaugummi, Glace, Reis, Hülsenfrüchte, Kerne und Samen herstellt.

Ein Migros-Sprecher bestätigt einen Bericht des Onlineportals «Inside Paradeplatz», wonach Gugerli nicht mehr an Bord ist. Er habe aber das Migros-Tochterunternehmen mit Sitz in Birsfelden BL nicht «über Nacht», sondern bereits Ende März verlassen. Mitte März wurden die rund 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Delica über den Abgang informiert.

Migros will weniger Schoggi exportieren

Im Wesentlichen gab es zwei Meinungsverschiedenheiten zwischen dem neuen Migros-Chef Mario Irminger und dem von ihm eingesetzten neuen Migros-Industrie-Chef Matthias Wunderlin auf der einen Seite und Gugerli auf der anderen Seite.

Erstens denken sie darüber nach, das Exportgeschäft von Delica mit Schokolade zu verkleinern. Offenbar steht ein Rückzug oder Teilrückzug aus gewissen Ländern zur Debatte. Die Geschäftseinheit International wird es nicht mehr geben. Irminger hatte kürzlich angekündigt, die Industriebetriebe sollten sich wieder stärker auf ihren ursprünglichen Zweck, die Belieferung der eigenen Supermärkte, konzentrieren.

Die wichtigste Schoggi-Marke von Delica ist Chocolat Frey. Sie stellt jedoch auch Eigenmarken für Drittanbieter in mehreren Ländern her – beispielsweise Supermärkte. Dieses Geschäft soll nun schrumpfen. Das dürfte Gugerli besonders geschmerzt haben, denn vor seinem Aufstieg zum Delica-Chef war er während knapp zwei Jahren der Chef von Chocolat Frey.

Expansion von Coffee-B in weitere Länder gestoppt

Zweitens hat Irminger einen Marschhalt beim Kaffeesystem Coffee-B angeordnet. Vor gut eineinhalb Jahren kündete es der damalige Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen als «grösste Produktinnovation der Firmengeschichte» an. Doch die Nachfrage entwickelte sich weniger gut als von der Migros erhofft – nicht zuletzt aufgrund erheblicher Qualitätsmängel bei den «Kaffeekapseln ohne Kapsel» und den dazugehörenden Kaffeemaschinen.

Zumbrunnens Nachfolger Irminger ordnet nun alles dem Kerngeschäft unter: den Supermärkten in der Schweiz. Coffee-B hat nicht mehr oberste Priorität. Vom ursprünglichen Plan, nach der Schweiz, Deutschland und Frankreich weitere Märkte wie Grossbritannien, Italien, Österreich, Belgien und die USA zu erobern, lässt die Migros ab.

In seiner Zeit bei Delica wurde Coffee-B gestartet: Raphael Gugerli.

Einzig infrage kommen noch Partnerschaften wie jene, welche die Migros kürzlich in den USA verkündete: Mitte März gab sie bekannt, sie sei eine langfristige Zusammenarbeit mit dem US-Getränkeriesen Keurig Dr Pepper eingegangen.

Die Migros bietet in den USA aber weder ihre Kaffeekugeln noch ihre Maschinen an, sondern hat Keurig Dr Pepper die Lizenz erteilt, die Beschichtungstechnologie von Delica zu verwenden, die die Aluminiumhülle der gängigen Kaffeekapseln ersetzt und Coffee-B kompostierbar macht. Gefüllt werden die Kaffeebällchen mit dem Kaffee von Keurig Dr Pepper und nicht mit jenem von Delica.

Coffee-B ganz zu stoppen, ist bei der Migros offenbar kein Thema – jedenfalls vorerst nicht. Aber eine Quelle sagt: «Fabrice Zumbrunnen war begeisterter von Coffee-B als Mario Irminger.»

Die Migros hat anstelle von Raphael Gugerli bereits einen Nachfolger eingesetzt: Thomas Gubler, bis anhin Leiter des Bereichs Supply Chain & Operations, übernahm am 1. April die Delica-Leitung – allerdings gemäss der Mitteilung an die Angestellten nur «bis auf weiteres».