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RAZ HerzogenbuchseeDie Stiftung hat sich nach dem Schock neu organisiert

Hier entsteht ein neues Wohnheim mit 22 Plätzen.

Grosses Aufatmen bei den Verantwortlichen des Regionalen Arbeitszentrums (RAZ) in Herzogenbuchsee. Sie können hinter ein fast sechs Jahre dauerndes Strafverfahren, das insgesamt 600 Bundesordner umfasst, einen Schlussstrich ziehen.

Das kantonale Wirtschaftsstrafgericht hat am Dienstag den ehemaligen Geschäftsleiter, den früheren Stiftungsratspräsidenten sowie eine leitende Mitarbeiterin des RAZ zu bedingten Freiheitsstrafen verurteilt. Beim Ex-Chef sind es 24 Monate, bei den beiden anderen je 8 Monate.

Besonders der ehemalige Chef bereicherte sich an der Stiftung. Es ging um das Leasing von Luxusfahrzeugen – Jaguar, Porsche, Bentley –, die er nacheinander als Dienstwagen nutzte. Und deren vierstellige Autonummern, die auch ihren Preis hatten. Ums Golfen auf Geschäftskosten. Oder um Weinklimaschränke für den Privatgebrauch, um ein paar Beispiele zu nennen.

Das Tagesgeschäft musste weitergehen

Rudolf Andres ist froh, dass diese Angelegenheit endlich abgeschlossen werden kann. «Die Stiftung kann sich wieder voll dem Tagesgeschäft widmen.» Das heisst für ihn die Unterstützung der Bewohnenden, alles Menschen mit einer Beeinträchtigung.

Rudolf Andres, der Geschäftsleiter der Stiftung.

Als die Affäre mit der Strafanzeige durch die heutige RAZ-Führung im Sommer 2018 ins Rollen gekommen sei, sei das für viele Mitarbeitende sehr belastend gewesen. «Wir waren in einem Schockzustand.» Mit vielen Gesprächen konnten die Wogen geglättet werden. «Für die interne und externe Kommunikation haben wir uns beraten lassen», blickt Andres zurück.

Er betont, dass der Betrieb für die Bewohnenden des Regionalen Arbeitszentrums stets wie in «normalen Zeiten» weitergegangen sei. Deren Interessen seien nie tangiert worden.

Für das umfangreiche Strafverfahren musste die Stiftung Ressourcen aufbauen. Neben dem Beizug einer Anwaltskanzlei sei eine separate Stelle geschaffen worden, um diese Belastung neben dem Tagesgeschäft zu bewältigen.

Zusätzliches Revisionsintervall

«Der Vorfall war für die Stiftung RAZ auch eine Chance, sich neue Strukturen zu geben», sagt Andres. Die Organisation sei vereinfacht, Hierarchiestufen seien abgebaut worden. Eine Geschäftsleitung im eigentlichen Sinn gebe es nicht mehr. Die Bereiche organisieren sich selbst und sind Teil des Führungsteams.

Rudolf Andres kommt auf einen anderen wichtigen Punkt der Reorganisation zu sprechen. «Wir haben die Unabhängigkeit des Rechnungswesens gestärkt und eine diplomierte Revisorin als externe Buchhalterin engagiert.» Diese prüft die Rechnung quartalsweise und untersteht nicht mehr dem Geschäftsleiter, sondern berichtet direkt dem Stiftungsrat.

Das aufgestockte Gebäude mit den Ateliers.

Auf geplante Projekte hatte die Angelegenheit keinen negativen Einfluss. So wurde bereits im letzten Jahr ein Gebäude aufgestockt als Atelier, für die Tagesbetreuung und die Verpackungsabteilung.

Der zusätzliche Schaden nur teilweise gedeckt

Wie hoch der finanzielle Schaden unter dem Strich für die Stiftung RAZ ist, kann Rudolf Andres nicht sagen. Noch sind nicht alle zivilrechtlichen Verfahren abgeschlossen. Die Verurteilten haben Vereinbarungen für Rückzahlungen unterschrieben. «Diese Zahlungen werden aber unseren effektiven Aufwand bei weitem nicht decken», sagt Andres. Eine konkrete Zahl will er nicht nennen.

Die Zusammenarbeit mit den Stellen beim Kanton sei von Beginn weg eng und gut gewesen, fügt Andres an. Alle Schritte seien stets mit dem Kanton abgesprochen worden. «Wir konnten dem Kanton sogar einen substanziellen Beitrag zurückbezahlen.» Er spricht von einer sechsstelligen Summe, wieder ohne konkret werden zu wollen.

Das sei aber kein Schuldeingeständnis, dass die Stiftung Fehler gemacht habe, fügt er an. Das RAZ habe über den Leistungsvertrag vom Kanton Geld erhalten, das aufgrund der Verfehlungen nicht korrekt eingesetzt worden sei.

Das Finanzielle ist die eine Seite. Aber hat der Ruf des Regionalen Arbeitszentrums unter der Affäre gelitten? Hat das RAZ sogar Aufträge verloren? Davon habe er nichts gespürt, sagt Rudolf Andres. Die Bestellungen für die Werkstatt seien sogar kontinuierlich angestiegen.

Beim Kanton hat sich nichts geändert

Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI), schreibt auf Anfrage, dass der Kanton durch den Vorfall beim RAZ Herzogenbuchsee keine finanziellen Einbussen erlitten habe. Eine Anpassung von Regelungen sei auch nicht nötig gewesen, weil diese vorsätzlich verletzt worden seien. Die GSI werde aber noch aufmerksamer auf die Einhaltung aller Vorgaben schauen.

Die GSI sieht bei sich keinen Fehler dafür, dass die Verfehlungen so lange nicht entdeckt worden sind. Als erste Instanz seien die Institution selber und die zuständigen Aufsichtsgremien in der Verantwortung. Die GSI stütze sich bei den Kontrollen auf die Revisionstätigkeit plus den Bericht der Revisionsstelle, so Giebel.

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