Das Pool-ProblemWenn alle baden, kommt einer ins Schwitzen
Radelfingen hat ein Luxusproblem. Wenn alle gleichzeitig ihre Gartenpools befüllen, löst dies beim Brunnenmeister den Alarm aus.
Endlich. Am Auffahrtswochenende soll es schön werden. Das Thermometer steigt und mit ihm die Lust, den Garten sommerfit zu machen. Rasen mähen, Tische und Stühle putzen, den Grill aus dem Keller holen, den Sonnenschirm installieren.
In Radelfingen kommt für die Einwohnerschaft nun auch die Zeit, den Pool zu befüllen. «Immer mehr solche Schwimmbecken» gebe es auf dem Gemeindeboden, steht im Dorfblatt «Radelfinger». Schön für jene, die darin planschen können. Weniger schön für genau einen Mann im Dorf: Silvan Gerber.
Leitungen sind alt, Vorsicht ist geboten
Er ist der Brunnenmeister. Der Herr über das flüssige Gold in der Seeländer Gemeinde, sozusagen. Er weiss, wo welcher Hydrant steht, in welchem Zustand sich die Leitungen befinden, welche Qualität das Trinkwasser hat. Seine Nummer steht im Internet und im Gemeindeblatt, wer ein Wasserproblem hat, ruft Silvan Gerber an.
Nun gibt es aber noch ein anderes Problem. Auf dieses macht der «Radelfinger» aufmerksam. Weil fast alle Poolbesitzer ihre Becken in derselben Zeitperiode füllen, schnellt die Anzeige in der elektronischen Durchflussmengenkontrolle in die Höhe: Der ausserordentlich hohe Verbrauch löst dann beim Brunnenmeister den Alarm aus.
«So ein Mist», denke er dann, sagt Silvan Gerber, wenn er morgens sieht, wie viel Wasser nachts durch die Leitungen gepumpt worden ist. «Ich muss dann sofort ausrücken, um ein mögliches Leck in den Leitungen zu suchen und wenn nötig zu reparieren.» Da die Eternitleitungen in Radelfingen aus den 1950er- und 1960er-Jahren stammen, ist die Wahrscheinlichkeit eines Schadens per se hoch.
Poolbefüllende müssen vorher Bescheid geben
Nur – in der Vergangenheit erwies sich der Alarm meist als falsch. Ausgelöst durch diejenigen, die ihren Pool füllen. Damit Silvan Gerber weiss, weshalb so viel Wasser durch die Leitungen fliesst, werden die Radelfingerinnen im Gemeindeblatt angehalten, sich künftig beim Brunnenmeister zu melden, bevor sie den Wasserhahn im Garten aufdrehen.
«Sie dürfen auch Wasser vom Hydranten beziehen, aber auch dann müssen sie sich vorgängig bei mir melden.» Gerber geht dann mit dem Hydrantenschlüssel und der Wasseruhr vor Ort, damit das Wasser den Verbrauchern in Rechnung gestellt werden kann.
Manchmal wird auch Wasser geklaut
Es komme immer auch wieder vor, so der Brunnenmeister, dass illegal Wasser von den Hydranten bezogen werde. «Diese Schlüssel gibt es ja leider überall zu kaufen.» Der Wasserklau: auch in anderen Gemeinden immer wieder ein Thema. So wurden beispielsweise im vergangenen Juni in Wimmis 600’000 Liter Wasser offenbar illegal abgezapft. Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt.
In Radelfingen sei das Problem dann aber nicht nur der eigentliche Diebstahl, sondern die Gefahr eines Leitungsschadens: «Wird der Hydrant von Laien falsch bedient, kann dies Druckschläge auslösen – die Leitung kann dann auch mehrere Kilometer weiter entfernt kaputtgehen.»
In diesem Fall wäre der Alarm bei Brunnenmeister Gerber für einmal berechtigt.
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