
Muss «die Knochen der Spieler zusammentragen»: Liverpool-Trainer Jürgen Klopp im Training in den USA. Foto: Keystone
Nun jammern sie wieder: Jürgen Klopp findet die Belastung der Spieler zu gross, José Mourinho wünscht sich, dass einige seiner Stars die Sommerferien vorzeitig abbrechen, um dem Team zu helfen, und die Spielervereinigung Fifpro fordert mindestens vier Wochen Ruhepause für alle Fussballer.
Es ist jedes Jahr das gleiche Lied: Die Verantwortlichen des hochgezüchteten professionellen Fussballs beweinen sich selbst, weil sie nicht fähig sind, die Verantwortung für einen ausgewogenen Einsatz ihrer Spieler zu tragen. Er müsse «die Knochen der Spieler zusammentragen», sagte Jürgen Klopp dieser Tage und verwies auf den internationalen Spielkalender mit neuen, zusätzlichen Terminen für Nationalmannschaften. Dass Liverpool derzeit in den USA an einem prestigeträchtigen Freundschaftsturnier teilnimmt, hat Klopp ausgeblendet.
Als Pelé noch spielte – zugegebenermassen eine Weile her –, mussten die grossen Vereine in der Sommerpause um die Welt tingeln, damit mit Freundschaftsspielen die Kasse der Proficlubs gefüllt werden konnte. Das betraf den kleinen FC Zürich gleichermassen wie Pelés grossen FC Santos, den es sogar nach Katar verschlug, als das Emirat noch ein verschlafener Haufen Wüstensand und nicht ein Weltwirtschaftsfaktor war. Die damaligen Löhne der Spieler waren Trinkgelder, die durch die Reiseerlebnisse aufgewertet wurden.
Heute füllen die Grossclubs, deren Umsätze sich an der Milliardengrenze bewegen, ausserhalb der Meisterschaften den Terminkalender und die Kassen mit Freundschaftsspielen in Asien und Nordamerika, mit Werbeauftritten für die Sponsoren und mit allgemeinen Aktivitäten, die der «Stärkung der Marke» der betreffenden Clubs dienen sollen. Die Vereine sind Unternehmen geworden, und Aktiengesellschaften wie Bayern München unterhalten Aussenstationen in den USA und in China. Real Madrid mietet einen ebenso einsamen wie exklusiven Real-Shop in einer Satellitensiedlung in Doha, in der noch viele Wohnungen leer stehen. Dabei sein ist alles, und der weltweite Verkauf von Spielertrikots soll einen Teil der Wahnsinns-Transfersummen einspielen, auch wenn kein Mensch weiss, wie viele dieser Leibchen billige Fälschungen sind und dem Club nichts einbringen.
Das alles fordert natürlich Spieler und Trainer. Aber gibt es weltweit einen Klopp oder Mourinho, einen Messi oder Ronaldo, der sagt, lieber verzichte er auf ein paar Dollar oder Euro seines Millionensalärs, um sich dafür etwas länger ausruhen zu können? Oder gibt es einen Clubpräsidenten, dem die Erholung der Spieler wichtiger ist als zusätzliche Einnahmen? Es gibt sie nicht. Dafür wird regelmässig gejammert. Die Belastung der Spieler ist ein ernsthaftes Thema. Das Jammern der Betroffenen ist es nicht.