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Coole Gerichte von coolen Hunden

Souvenir: Snoop Doggs Erinnerung an den australischen Lobster. Foto: PD Foto: PD

Eine doofe Frage: Können Rapper kochen? Man stellt sie sich unweigerlich, wenn man in zwei neuen Büchern blättert: «Rap Kitchen» und «From Crook to Cook». In Ersterem sind deutsche kochende Rapper am Werk. Letzteres heisst, frei übersetzt, «Vom Gangster zum Koch» und stammt aus der Feder von Snoop Dogg. Nur in Englisch, aber das macht nichts, denn in erster Linie faszinieren sowieso die Food- und Porträtbilder – zum Beispiel jenes des Fried Bologna Sandwich, das aus acht Brotscheiben besteht, zwischen denen Schinken, geschmolzener Käse und Chips auf Senf lagern. Wobei sich nicht nur das Anstarren, sondern auch das Nachkochen von Rezepten unbedingt lohnt, dazu aber später.

Snoop Dogg, sicherlich einer der coolsten Hunde überhaupt, ist seit Anfang der 90er-Jahre bekannt, hat sich einst in der Gangsta-Rap-Szene in Los Angeles einen Namen gemacht und es über die Jahre irgendwie geschafft, trotz anhaltendem Cannabiskonsum nicht ganz zu verblöden. Die Kochkelle schwingt er schon länger öffentlich: Mit der Fernsehmoderatorin, Unternehmerin und Autorin Martha Stewart, die so was wie oberste Haushälterin und Basteltante in den USA ist, unterhält er eine TV-Kochshow, die 2017 gar für die Emmys nominiert wurde. In «Martha and Snoop's Potluck Dinner Party» bereiten die beiden jeweils ein Gericht zu, Gäste kommen, man trinkt, man kocht und reisst Sprüche.

«That shit was good»

Für das Kochbuch von Snoop Dogg hat Martha Stewart das Vorwort geschrieben, sie lobt darin ihren Partner in Crime für seine einzigartigen Kochtechniken und Rezepte. Diese haben es in sich, und das ist jetzt wörtlich zu nehmen: Nicht der Ton macht die Musik, sondern die Kalorien.

Nun würde man von jemandem, der vor dem Weissen Haus kifft und währenddessen lauthals über den Präsidenten herzieht, wie es Snoop vor zwei Monaten gemacht hat, Haschbiskuits erwarten. Die finden sich im Buch aber nicht. Dafür viele Snacks für den Heisshunger, der nach Cannabiskonsum gern einsetzt. Das Bad-Boy-Image pflegt der Musiker eher verhalten – etwa indem er Dinge schreibt wie: «Jeder weiss, dass mein Lieblingsgetränk Gin und Saft ist» und «Dank meinem Homegirl Martha kenne ich jetzt auch viele andere Cocktails.» Darauf folgen Drinktipps, illustriert mit Snoop mit Zigarre im Mund.

Was das Buch zu einem Hit macht, ist die Tatsache, dass Snoop Dogg Lust aufs Kochen macht.

Seine Kommentare zu jedem einzelnen Rezept wie «Filet Mignon», «Spaghetti de la Hood» oder «Chocolate Chip Cookies» sind wirklich sehr lustig – und manchmal total überflüssig. Snoop ist eine Quasselstrippe, aber man «hört» ihm eben doch gerne zu. Den «Down Under Lobster Thermidor» etwa kenne er aus Australien, schreibt er, «we was at the Versace Hotel … that shit was so good». Darauf folgt eine Predigt in schriftlicher Form, wie «Tha Boss Dogg» seinen Hummer serviert und warum.

Was das Buch zu einem Hit macht, ist die Tatsache, dass Snoop Dogg Lust aufs Kochen macht. Ohne Firlefanz, mit dem, was man im Kühlschrank findet (sein eigener ist auch abgebildet), wie halt irgendein Normalo, der sich Hip-Hop-Alben anhört. Apropos: Das «Bio» im Inhaltsverzeichnis steht nicht für «bio», sondern für die Kurzbiografie. Diese endet mit den Worten: «Snoop Dogg ist seit über 20 Jahren mit seiner Highschool-Liebe Shante Broadus verheiratet. Sie haben drei wunderbare Kinder: die Söhne Corde Broadus und Cordell Broadus und Tochter Cori Broadus. Die Familie lebt in Los Angeles, Kalifornien.»

Was eben auch wieder zum Schreien komisch ist: Da wirkt ein Kopfsalat in tha hood spannender als Snoops aktuelles Leben.

Spiralnudeln mit Ketchup

Ebenfalls jüngst erschienen ist «Rap Kitchen», in dem sich gleich 20 deutsch rappende Künstler zu ihren Lieblingsgerichten und -restaurants äussern. Geschrieben hat es Musikjournalist Johann Voigt, der einst Teil der Redaktion vom deutschen Hip-Hop-Magazin «Juice» war. Nach Interviews habe er immer tolle Esstipps erhalten, erklärt er im Vorwort.

Chazuka sei der am besten kochende Rapper Deutschlands, steht auf Seite 9. Kochen gelernt habe er auf dem Internat in Österreich, denn dort kommt er eigentlich her, und wäre er nicht von Bushido, dem sehr berühmten Berufskollegen, entdeckt worden, wäre er heute wohl Küchenchef. Obst und Gemüse kauft Chazuka beim Bauern; bei ihm zu Hause stehen um die 100 Gläser Honig herum, weil sein Opa in Österreich Imker ist.

Jö! Bei «Rap Kitchen» ist man beim Durchblättern schon fast gerührt. Diese vermeintlich harten Jungs (und zwei Frauen) mit so einem weichen Kern! Was bei den Rappern auf den Tisch kommt, ist so normal, dass es schon fast wieder cool ist: Bei Chazuka sind es Semmelknödel, 3Plusss aus Essen kocht zu Hause Spinatquiche, weil er Restaurants scheisse findet, und Deutsch-Rap-Grösse Sido, bereitet gebeizten Lachs zu. Aber auch «Ostlernudeln», bestehend aus Spirelli-Pasta mit einer abenteuerlichen Sauce aus Margarine, Mehl, Gewürzgurken und sehr viel Ketchup.

Um auf den Anfang zurückzukommen: Vielleicht müsste die Frage ja heissen: «Was kochen Rapper?» Was andere Menschen auch kochen. «Good shit», wie es Snoop Dogg ausdrücken würde.