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Fünf Phasen der TrauerWie man eine Scheidung überlebt

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 26. Oktober 2017 und wurde für unseren Schwerpunkt zu Trennungen aktualisiert.

Ähnlich wie nach einem Tod: Wer sich trennt, durchläuft die typischen Phasen der Trauer.

Die erste Welle von Trennungen erschütterte meinen Freundeskreis, als die ersten Kinder kamen. Als die meisten Kinder im Teenageralter waren, kam die zweite Trennungswelle. Sie erschien mir fast noch schlimmer, vielleicht, weil die meisten Paare trotz allem so lange durchgehalten hatten. Vielleicht auch, weil ich es damals bereits hinter mir hatte – und mich nur zu gut erinnerte.

Doch ich habe einen Trost für all jene, die das gerade durchmachen. Mit Scheidungen ist es ähnlich wie mit Kindern: Eine im Grunde traumatische Erfahrung, über die man im Nachhinein sagt: Ich bereue es nicht.

Hier die unangenehme Wahrheit: Es wird schlimm, besonders, wenn Kinder involviert sind. Die gute Nachricht ist: Es geht vorbei. Und weil Trennungen trotz allem etwas Alltägliches sind, können wir auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen, wie man damit umgehen soll. Weil jede Scheidung ja auch gewissermassen einen Tod bedeutet, den Tod der Ehe, verlaufen die meisten Trennungsgeschichten auch nach den 5 Phasen der Trauer:

Leugnen

Das Leugnen findet meistens im Vorfeld der Trennung statt. Man bildet sich ein, die Ehe wäre noch zu retten, versucht alles, verzweifelt immer mehr. Das ist ein Fehler. Ambivalenz ist das Schlimmste. Aus Angst vor der falschen Entscheidung verharrt man bis zur Erschöpfung in unhaltbaren Zuständen. Man weiss, es ist nichts mehr zu retten, und greift dennoch nach jedem Strohhalm. In dieser Situation ist es besser, eine Entscheidung zu treffen, selbst wenn es die falsche Entscheidung ist. Tipp: Schaffen Sie so klare Verhältnisse wie möglich, trennen sie räumlich, gehen Sie auf Abstand und verarbeiten Sie in Ruhe.

Zorn

Stellen Sie sich auf bittere Gefühle ein. Stellen Sie sich auf einen schwarzen Morast ein, der entweder in ihrem eigenen Innern brodelt oder Ihnen vom Partner entgegengeschleudert wird. Stellen Sie sich darauf ein, dass der Mensch, von dem sie sich trennen, nichts mehr gemein haben wird mit dem Menschen, neben dem Sie zwanzig Jahre erwacht sind. Oft verwandelt sich alles, was man an Liebe füreinander übrighat, in Hass und Vorwürfe. Versuchen Sie, das zu vermeiden. Wut tut zwar gut, aber sie ist nicht gut. Mein Ex-Partner und ich stritten uns nach der Trennung permanent per E-Mail und Chats. Vollkommen sinnlos, eine blutleere Kommunikation, die sich im Kreis dreht. Auch diesen Fehler sollten Sie nicht machen. Lassen Sie Provokationen stehen, antworten Sie nur wenn nötig und dann sachlich.

Verhandeln

Das ist die Zeit, in der man glaubt, bereits über dem Berg zu sein, aber die Scheidung noch gar nicht verarbeitet hat. Eine Freundin, die aus dem gemeinsamen Haushalt mit ihrem Mann gezogen ist, erzählte mir, wie es sich für sie anfühlte: «Anfangs ging es mir blendend. Süsse Freiheit! Sie war wie ein frischer Lufthauch, der in ein seit über zehn Jahren nicht mehr gelüftetes Zimmer dringt. Ich tobte mich aus: ausgehen, so lange man will, Spontanorgien veranstalten, das ganze Wochenende saufen und kiffen.» Natürlich verwandelt sich solche Euphorie gern und plötzlich in heulendes Elend. Denn auch die süsseste Freiheit verliert schnell ihr Prickeln und schmeckt abgestanden. Dann sind sie bereit, für den nächsten Schritt: zur Ruhe kommen und ihre Scheidung verarbeiten.

Depression, Verzweiflung, Verlust

Hier geht es ans Eingemachte. Denn wie man es auch dreht und wendet: Es fühlt sich Scheisse an. Selbst wenn man weiss, es geht einem danach besser. Selbst wenn man sich bereits besser fühlt: Eine Trennung zu verarbeiten, tut weh. Man kann sich mit Alkohol betäuben, Psychopharmaka nehmen oder so tun, als wäre nichts. Es hilft nichts, da muss man durch. Ich versuchte Verschiedenes: täuschte Normalität vor in der Hoffnung, dass sich die Normalität irgendwann wieder einstellen würde. Das funktionierte aber nur halb. Ich weinte oft in öffentlichen Verkehrsmitteln, meist im Zug. Aber Tränen sind heilsam. Sie wollen schliesslich nicht zu den Scheidungsversehrten gehören, die nie darüber hinweggekommen sind – und die man manchmal in Bars oder Internetforen antrifft. Glauben Sie an sich, pflegen Sie das Gute im Leben: Freunde, Freude, Reisen.

Akzeptanz

Eines Morgens wacht man auf und es ist vorbei. Irgendwann stellt sich wieder Alltag ein, der Schmerz lässt nach, man orientiert sich neu. Das ist der Punkt, den man von Anfang an anpeilt, leider lässt sich der Weg bis dahin nicht verkürzen. Meistens dauert das zumindest ein Jahr, bis man mindestens einmal Weihnachten, Urlaub und Geburtstage in der neuen Konstellation gefeiert hat. Manchmal dauert es aber auch länger. Doch irgendwann ist es vorbei und dann wird es nur noch besser und es erwartet Sie ein neues Leben, neue Liebe, neue Abenteuer.