Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Marokko für die SinneIm Reich des rosafarbenen Lichts

Diese Farben! Diese Muster! Marokko ist ein Paradies für Sinnesfreudige.

Wie ein riesengrosses freundliches Reptil wölben sich die rosafarbenen, mit schwarzen, krausen Tupfen gespickten Hügel Marokkos unter mir. Ich fliege endlich wieder einmal. Und das erst noch in den Süden, ans Meer. Fliegen lässt abheben, die Welt wird gross und klein zugleich und entführt ins Land der Träume. Ich denke an die Kindergeschichte mit dem «Urmel aus dem Eis». Wegen der Haut der Berge – und weil ich mich so ähnlich wie dieses Urtier, aus einem langen Winterschlaf erwachend, der Wärme, der Fremde und neuen Abenteuern entgegenrecke.

Bergdorf im Atlasgebirge mit Hügeln, auf denen Arganbäume wachsen.

Marokko war für mich bisher ein Ort der Sehnsucht. Endlich komme ich zu dir, geliebtes Märchenreich, Land der Farben und der Schönheit. Du hast mit deiner Magie schon immer Suchende, Künstler, Bohemiens, Hippies, Modeleute und Schöngeister angezogen. Ich kenne dich bisher nur aus Stilbüchern, Hochglanzzeitschriften oder dem entzückenden 90er-Jahre-Film «Hideous Kinky». In diesem spielt Kate Winslet die verlassene Geliebte des englischen Malers Lucian Freud, die mit ihren Töchtern nach Marokko reist, um dort einen neuen Sinn im Leben zu finden.

Im Film verbindet sich ein durchziehendes rosa Licht mit den Farben und Ornamenten Marokkos und den Hippiemustern der Siebzigerjahre, in denen die Geschichte spielt. Dieses rosa Licht ist denn auch das Erste, was unsere kleine Reisegruppe auf der Fahrt vom Flughafen nach Agadir durch die Fenster des Busses sieht. Wir halten an und inne, atmen die Meeresluft ein und die rosagoldene Pracht der Küstenlandschaft.

Rosa Licht am Strand in der Nähe von Taghazout.

Unser erstes Ausflugsziel ist ein Ort, der eine neue Gattung von Bohemiens anzieht, die Surfer. Im entzückenden Küstendörfchen Taghazout verbinden sich Ferienstimmung, authentisches Dorfleben und Surfromantik harmonisch. Es scheint seinen eigenen Rhythmus zu haben, untermalt vom Takt der Wellen und dem Auf- und Untergehen der Sonne. Letzteres ist während unseres Aufenthalts, der in den Ramadan fällt, von noch grösserer Bedeutung. Mit dem Sonnenuntergang beginnen die Lichterketten auf den Terrassen der Cafés sanft in der lauen Abendbrise zu tanzen. Alle sitzen draussen, in warme Cardigans gehüllt, aber in sommerlich entspannter Laune und hungrig. Das Leben an der Strandpromenade ist erwacht, und alles zeigt sich im allerschönsten goldenen Abendlicht.

Das Dorf hat einen rohen Zauber, der in den europäischen Küstenorten schon lange von Luxus, Brands und Perfektion vertrieben wurde. Hier gibt es noch Treppen aus bunten Zementsäcken, Kabel, die wie Modeschmuck an den Fassaden baumeln, und statt Gucci, Dior und Louis Vuitton werden hier Surfboards, Sex Wax, Graffiti-T-Shirts und herrlich bunte Teppiche angeboten.

Das Küstendorf Taghazout in der Nähe von Agadir.

Die Fischer gehen noch jeden Tag aufs Meer hinaus, alle mit den gleichen blauen Holzbooten. Das werden wir am nächsten Morgen, während des Surfkurses, sehen. Jetzt, am Abend, spielen Kinder Fussball am goldenen Strand. Bevor wir auf der Dachterrasse vom legendären Munga Guesthouse zu Abend essen, speichern wir uns die dramatische Schönheit des Strandes in die geheime Schatzkammer der Seele ab. Und zwar in den Ordner «nie vergessen». Von dort holen wir sie dann ab und zu heraus, vor allem, wenn der Alltag daheim wieder einmal grau und fad ist.

Fischerboote am Strand von Taghazout.

Das Munga Guesthouse ist ein Boutiquehotel mit Surffeeling. Jedes der 15 Zimmer ist individuell gestaltet und zeigt einen entspannten Afro-Chic. Eingerichtet hat es die Schweizerin Gabriela Matti, die zusammen mit ihrem Partner, dem marokkanischen Ex-Profi-Surfer Mounir Bouallaq, das Munga Guesthouse kreiert hat und betreibt. Ganz zuoberst auf der Dachterrasse essen wir herrliche Austern, Linguine an einer rauchigen Tomatensauce und gegrillten Tintenfisch mit Musik und Meeresrauschen als Hintergrundmusik.

Infinity Pool im Hotel Fairmont Taghazout Bay.

Unser Hotel, das Fairmont Taghazout Bay, liegt ein wenig ausserhalb und ist ein luxuriöses neues Resort, in dem einfach alles perfekt, chic und charmant ist. Gut ausgeschlafen, nach einem Frühstück mit Sicht auf Pool und Meer, geht es an den Strand zu einem Surfkurs.

Trockenübungen vor dem Surfen.

Ich mache keinen Sport und dachte zuerst: «Was mache ich bloss, während die anderen surfen oder zum Sandboarding gehen?» Ich gehe einfach mit und schaue mir alles an. Es ist auch schön, eine Welt zu erleben, an der man nicht aktiv teilnimmt. Ich entdecke Dinge wie Surferhütten, rosa bemalte Steintreppen und betörende Aussichten auf einen wilderen Strandteil, die ich sonst nie gesehen hätte.

Warten auf die Welle am Strand bei Taghazout.

Das Meer bauscht sich abwechslungsweise in sanften und ein wenig tosenden Wellen auf. So ist dieser Strand sowohl für Anfänger wie auch für fortgeschrittene Surfer ein Paradies. Ebenso ist der Strand weitläufig und bietet viel Platz für alle. Über dem Strand thronen Surfhütten, die einladen zu Drinks und Verpflegung, Ausrüstungen vermieten und Surfschulen betreiben. Alles ist entspannt und gut organisiert. Die Natur spielt die Hauptrolle, und wer auf dem Surfbrett stehen bleibt, gleitet durch ein fast unberührtes Paradies.

Pittoreske Gasse im Dörfchen Taghazout.

Im Dorf leuchten nun die Farben im Sonnenlicht. Das allgegenwärtige Blau an den getünchten Fassaden und das Blau des Himmels strahlen beide voller Intensität und Magie. Dazwischen flechten sich bunte Ornamente, Muster, kunstvolle Graffiti und Blumen ein.

Das Seaside Hotel in Taghazout.

Ein Freund von mir schreibt mir über Instagram, dass Taghazout vor vielen Jahren sein Lieblingssurfspot gewesen sei und er ja nicht wirklich wissen möchte, wie das nun heute aussehe. Ich glaube aber nicht, dass er zu fest enttäuscht wäre. Ausser vielleicht, dass er wahrscheinlich nicht mehr mithalten kann mit den durchtrainierten Körpern der jungen Surflehrer und dass es sich bestimmt ausserhalb des Dorfes verändert hat, da dort viele sehr elegante Hotels und Villen stehen. Das Dorf aber hat seinen Charme – oder bestimmt ganz viel davon – behalten.

Terrasse des Seaside Hotel in Taghazout.

Nach dem Surfkurs geniessen wir einen fantastischen Lunch in einem anderen wunderschönen kleinen Hotel, dem Seaside Hotel Restaurant and Bar. Es befindet sich direkt über dem Strand, und wir essen am Pool, um den herum kleine Inseln mit Stühlen und Tischen stehen, die bestimmt am Abend voller Leben sind. Während des Ramadans essen nur Touristen tagsüber. Wir bekommen grosse Platten mit Hummus, Falafel, Fetaröllchen und vielem mehr serviert und danach absolut köstliche frittierte Meeresfrüchte, Salate und Frites. Dazu trinken wir kühlen Rosé, und ich verliebe mich auch als Nichtsurferin in diesen Ort.

Sanddünen in Tamri.

Mit dem Sport geht es noch eine Weile weiter. Aber auch die nächste Disziplin, das Sandboarding, führt in ein atemberaubend schönes Naturparadies. Hoch über dem tiefblauen Meer wölben sich Sanddünen auf Klippen. Es braucht ein Weilchen, bis alle durch den Sand auf dem Übungshügel sind. Danach gehts los. Einige junge Frauen im Team stehen in perfekter Surfposition auf dem Brett und schaffen es in dieser Position auch bis nach unten. Die anderen schlitteln mehr oder weniger elegant den Sandberg hinunter – aber alle in allerbester Laune. Zum Abschluss gibt es marokkanischen Tee und selbst gebackene Süssigkeiten von den beiden Sandboard-Lehrern.

Argannüsse im Targant Museum.

In der Nähe unseres Hotels gibt es ein Museum – und dort lüftet sich das Geheimnis der dunklen, gekräuselten kleinen Tupfen, welche die Hügel Marokkos zieren: Es sind Arganbäume. Das ganze Museum ist diesem marokkanischen Naturschatz gewidmet. Der Baum Argania espinosa ist der einzige Baum dieser Familie, der ausserhalb der Tropen wächst.

Seine Rinde erinnert an Schlangenhaut, die Blätter sind smaragdgrün und die Früchte, die Argannüsse, gleichen Oliven. Die Zweige zeigen Dornen und die Wurzeln wachsen bis 20 Meter tief, was den Baum auch auf kargem Land gedeihen lässt.

Aus den Nüssen, beziehungsweise den bereits am Baum getrockneten Früchten, gewinnen Frauen in langsamer, nachhaltiger Handarbeit das exklusive, fein schmeckende Arganöl, aus dem auch viele Schönheitsprodukte hergestellt werden. Die Frauen sammeln die Arganfrüchte auf dem Boden ein, schälen sie von Hand und pressen sie. Die alte und traditionelle Nutzung des Arganbaums wurde 2014 zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco erklärt.

Ziegen auf einem Arganbaum zwischen Taghazout und Marrakesch.

Im Museum erzählt man uns, dass auch Ziegen die Arganfrüchte lieben und dafür auf den mit Dornenzweigen bewachsenen Baum steigen. Auf unserer Fahrt von Taghazout nach Marrakesch entdecken wir tatsächlich solche «Ziegenbäume» sowie auch viele kleine Zicklein und andere Touristen, die wie wir in den Jöö-, Wow- und Handyfotowahn versinken.

In den Gassen der Medina in Marrakesch.

Sozusagen nahtlos von der kargen, leeren Landschaft fährt man direkt in die elegante, lebendige und moderne Stadt Marrakesch. Doch das Herz der Stadt führt zurück in eine zeitlose Zeit, in der Tiere vor Karren gespannt werden, um damit Früchte auf den Markt zu bringen, wo Fleischstücke von Marktständen herunterhängen und davor Männer Tee trinken und über das Leben schwatzen. Durch all das rasen kleine Motorräder mit ganzen Familien drauf, von Senioren bis zu Babys. Niemand trägt Helm, niemand fährt irgendwo rein und alle Vehikel lassen so viel Rauch ab, dass man sich fragt, ob man damit gleich die Lammschulter räuchern möchte, die man für das Abendessen kaufen wird.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Es ist laut, wild, hektisch und einfach wunderbar in den Gassen der Medina. Medina ist die arabische Bezeichnung der Altstadt. Und in dieser sind wir hauptsächlich, bei unserem kurzen Besuch in der viel beschriebenen und viel geliebten Stadt. Die Gassen mit den Marktständen in der Medina sind zum Teil bedacht mit ziselierten Holzbalustraden, die Schatten spenden und diese pulsierende Welt räumlich einfassen.

Mosaikwände in der Medersa Ben Youssef in Marakkesch.

Irgendwie werden wir in eine Seitengasse geführt, durch eine Tür – und auf einmal stehen wir in einem palastartigen Prachtgebäude voller Mosaike, Muster, Torbögen und Brunnen. Es ist die Medersa Ben Youssef, eine ehemalige Koranschule. Sie ist von märchenhafter Schönheit und wäre, wären da nicht die vielen Touristen, zu denen wir ja auch gehören, eine Oase der Ruhe. 

Über den Dächern von Marrakesh mit den Atlasgebirge im Hintergrund.

Die Medina hat noch eine ganz andere Etage, nämlich hoch oben auf den Dächern. Viele von ihnen gehören zu Riads. So nennt man ein marokkanisches Haus oder einen Palast mit einem Innenhof. Die Bezeichnung Riad kommt vom arabischen Wort für Garten: Riads waren einst luxuriöse, prächtige Privathäuser, deren bepflanzte Innenhöfe den Familien Privatsphäre boten. Heute sind viele Riads Hotels. Aber Obacht: Nicht alle Hotels, die sich Riad nennen, sind tatsächlich Riads!

Dachterrasse des Riad Kniza in Marrakesch.

Der Riad Kniza, den ich besuchen kann, ist echt. Und ein kleines Juwel. Der Besitzer, ein Sammler und Antiquitätenexperte, betreibt auch ein kleines Museum, und sein Riad ist ein richtiger kleiner Palast. Am allerschönsten finde ich die Pavillons; himmelblau gestrichen, bieten sie wunderschöne, schattige und luftige Rückzugsorte. Die ganze, grosse Dachterrasse, üppig mit blühenden und duftenden Sträuchern bepflanzt, ist ein poetischer Ort.

Mit Palmen bewachsener Innenhof im Riad Kniza.

Auch im Innenbereich ist der Riad prächtig und verfügt über fabulöse Räume und Innenhöfe. Diese Art von Häuserbau führt zurück in die römische Zeit, in der die Häuser ein Atrium hatten. Wenn ich wieder einmal nach Marrakesch reise, und das werde ich, möchte ich gerne auch modernere Riads besuchen, solche, deren Einrichtungen ich in Zeitschriften und Büchern bewunderte.

Die Villa Oasis im Jardin Majorelle.

Diese moderne Interpretation der traditionellen marokkanischen Architektur und Gartenkunst findet man im berühmten Jardin Majorelle. Dieser befindet in der eleganten Neustadt, nordöstlich der historischen Altstadt. Hier duftet es betörend nach Orangenblüten. Angelegt hat den Garten der französische Maler Jacques Majorelle (1886–1962). Besonders und berühmt ist das Kobaltblau, das überall in diesem verwunschenen Garten zu finden ist. Es wird sogar nach dem Maler als Majorelle-Blau bezeichnet.

Der Künstler reiste viel und brachte Pflanzen aus aller Welt mit für seinem Garten. 1980 kauften Yves Saint Laurent und sein Partner Pierre Bergé den Garten und die dazugehörige Villa Oasis. Letztere kann man nur im Rahmen von privaten Touren besichtigen. Dafür gibt es ein schönes, modernes Yves-Saint-Laurent-Museum gleich nebenan. Dort wird gerade eine Ausstellung gezeigt, die Saint Laurents Umgang mit Blumen in der Mode gewidmet ist. Sie ist noch bis zum 5. Januar 2025 zu sehen.

Loungebereich im Hotel Fairmont Royal Palm Marrakech.

Auch in unserem palastartigen Hotel Fairmont Royal Palm Marrakech riecht es draussen nach Orangenblüten und drinnen nach einem hauseigenen, dezenten, aber wunderbaren Duft, der aus Rosenessenzen kreiert wird. Im Hotel und auf dem Gelände fühlt man sich wie in einem modernen arabischen Märchenpalast. 

Gartenanlage im Hotel Fairmont Royal Palm Marrakech.

Auch unter freiem Himmel mutet hier alles so an, als wäre man in einem verzauberten Paradies. Das Spiel mit dem Wasser und den Gartenanlagen ist ein gelungenes Werk, in dem man komplett abschalten kann. 

Maultiere auf dem Pfad vor einem Bergdorf im Atlasgebirge.

Karg, roh, rau, aber von überwältigender Schönheit ist das Atlasgebirge, in dem wir zum Abschluss unserer Reise wandern und auf Maultieren reiten. 

Dorf im Atlasgebirge.

Die Bergspitzen sind noch mit Schnee bedeckt, und in den Dörfern, die in steile Berghänge gebaut sind, blühen die Kronen der Bäume weiss. 

Teezeremonie in einem Privathaushalt im Atlasgebirge.

Es gibt viele Walnussbäume in der Region, und so sind diese Nüsse auch in vielen Gerichten zu finden. Uns werden sie in einem privaten Zuhause mit herrlichem marokkanischem Pfefferminztee serviert. Auch hier leuchten Farben und Muster als Zeichen von Lebensfreude und Gastfreundschaft. 

Verkaufsauslage mit Teppichen und Antiquitäten im Atlasgebirge.

Eigentlich hatte ich mir vorgestellt, dass ich, kurz nachdem ich in Marokko aus dem Flugzeug steige, bereits mitten auf einem Markt bin, überwältigt von tausend hübschen Sachen, die ich kaufen möchte. Doch die schönsten Dinge entdecke ich tatsächlich hier in den Bergen, bloss sind dies Teppiche oder handgeschnitzte Türen, also nicht gerade die Dinge, die man von einer Wanderung mit nach Hause nimmt.

Was ich aber mitnehme, ist eine grosse und überraschende Liebe zu den prächtigen Naturwundern, die ich dank dem Surfen, dem Sandboarding und der Bergwanderung entdeckte. Und auf eine Shopping- und Sightseeingtour durch Marrakesch werde ich bestimmt bald einmal mit Freundinnen gehen. 

Die Reise wurde unterstützt von Edelweiss Air.