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Lichtverschmutzung und TierweltKünstliches Licht stört den Lebensrhythmus der Tiere

Eine Lichtglocke über der Stadt: Die künstliche Beleuchtung stört nicht nur Menschen, sondern auch die Tierwelt teilweise massiv. In diesem Bild eine Promenade in Singapur.

Als die Uhren vor gut einer Woche auf Winterzeit umgestellt wurden, klagten – wie jedes Jahr – einige über die Verschiebung: Die längere Nacht bringe die innere Uhr aus dem Takt. Wenn nur eine Stunde menschliche Biorhythmen durcheinander bringen kann, wie muss es dann all den Tieren, etwa Vogel- oder Insektenarten, gehen, die in vielen Gebieten seit Jahrzehnten künstlichem Licht ausgesetzt sind, dem sie sich nicht entziehen können?

Diese Frage verlässlich zu beantworten, ist nicht leicht – zu komplex sind die Ökosysteme mit all ihren Wechselwirkungen, hinzu kommen örtliche Besonderheiten. Forscher untersuchen daher meist den Einfluss bestimmter Lichtquellen auf bestimmte Arten in bestimmten Regionen. Um aus diesen Puzzleteilen ein vollständiges Bild zusammenzusetzen, bleibt der Weg der Meta-Analyse: Darin fassen Wissenschaftler die Ergebnisse bereits publizierter Studien zusammen und gelangen so zu neuen Erkenntnissen.

Lichtverschmutzung zerstört die Natur

Forscher um Kevin Gaston von der Universität Exeter kommen nun in einer solchen Untersuchung von 126 Studien über die Effekte künstlichen Lichts auf mehr als 1100 Tierarten zu einem klaren Ergebnis: Die Lichtemissionen bringen den Biorhythmus und das Fortpflanzungsverhalten von Tieren massiv durcheinander. Besonders stark sei der Effekt auf den Hormonhaushalt vieler Tiere und den Biorhythmus nachtaktiver Arten, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal «Nature Ecology & Evolution».

Wie vom Klimawandel profitierten auch von der Lichtverschmutzung bestimmte Arten unter gewissen Bedingungen. Der Gesamteffekt sei aber negativ. «Die klare Botschaft dieser Studie ist, dass Lichtquellen reduziert werden sollten, wo das möglich ist», sagt Gaston. Lichtverschmutzung zerstöre die Natur. «Wir sollten Licht deshalb wie andere Schadstoffe sehen.»

Wegen künstlicher Beleuchtung wandern kleine Schildkröten teilweise in die falsche Richtung.

Die untersuchten Studien zeigen zum Beispiel, dass das künstliche Licht tagesaktive Vögel dazu animiert, früher zu singen und auf Futtersuche zu gehen. Nachtaktive Nagetiere hingegen schlafen deutlich länger. Beides kann Nahrungsketten und damit Ökosysteme durcheinander bringen. Eindeutig waren auch die Hormon-Untersuchungen: Bei allen Arten sorgen Strassenlaternen und andere Lichtquellen dafür, dass geringere Mengen des schlaffördernden Hormons Melatonin ausgeschüttet werden.

Welche Wirkungen künstliches Licht auf die Fortpflanzung und die Populationen hat, zeigt das Beispiel der Meeresschildkröten. Sie legen ihre Eier am Strand, von wo aus die Jungtiere nach dem Schlüpfen den Weg in den Ozean finden müssen. Lichtquellen an der Küste verwirren die jungen Schildkröten jedoch, viele wandern in die falsche Richtung und schaffen es nicht ins Meer.

Übrigens sind nicht nur Strassenlaternen das Problem, auch helle Fenster, Fassadenbeleuchtung oder Leuchtreklame tragen zur Lichtemission bei.